Wichtiges Etappenziel erreicht - Burghardt-Gymnasium Buchen (Odenwald)

Wichtiges Etappenziel erreicht

Eröffnung des Selbstlernzentrum am BGB und Blick in die Vergangenheit

Am Montag, 17. April 2023 erreicht die Baumaßnahme am BGB ein wichtiges Etappenziel. Das multifunktionale „Selbstlernzentrum“, das die Rolle einer kleinen Aula am BGB übernimmt, wird der Schule zur Nutzung übergeben. Damit wird eine bauliche Lücke geschlossen, die über viele Jahre das Schulleben spürbar einschränkte. Nach den „Empfehlungen für einen zeitgemäßen Schulhausbau in Baden-Württemberg“ benötige jede Schule ein „Herz“, d. h. einen zentralen gemeinsamen Kommunikations-, Begegnungs- und Präsentationsort (Landesinstitut für Schulentwicklung 2012).

Die Geschichte des BGB war immer mit dem Ringen um Schulraum verbunden. Mit dem Aufbau der einzelnen Bauteile am heutigen Standort wurde dieses Problem von der Stadt Buchen von 1958 (ehem. Trakt II) bis 1973 (Trakt V) nach und nach gelöst. Dr. Johann Hummel, Schulleiter am BGB von 1947 bis 1976, hat diese lange Phase des Planens und Bauens begleitet. In seinen Lebenserinnerungen endet das Kapitel zu den Baumaßnahmen mit folgender Feststellung: „Zum Bau einer dreiteiligen Turnhalle, als Mehrzweckhalle auch als Aula zu benutzen, die bereits unmittelbar bei der Schule entlang der Eberstadter Straße konzipiert war, kam es allerdings nicht mehr.“ Tatsächlich ist diese Halle in den Flächenentwürfen eingezeichnet. Im BGB-Archiv findet sich ein Plan für eine dreiteilige Sporthalle von Mannheimer Architekten aus dem Oktober 1969. 

Auch in den Folgejahren tritt der Wunsch nach einer Aula immer wieder zum Vorschein. Im Jahrbuch des Vereins der Freunde des BGB des Schuljahres 1989/90 schreibt Schulleiter Erhard Wüst: „Sehr schmerzlich empfinden wir nach wir vor das Fehlen einer schulischen Sporthalle und vor allem einer Aula, die für Konzerte, Theaterveranstaltungen, Versammlungen und Schulfeste geeignet wäre.“ Der Elternbeiratsvorsitzende Wilfried Dollansky schreibt im darauffolgenden Jahr im Kontext der erfreulichen Anmeldezahlen von damals schon 117 Schülerinnen und Schülern im Jahrbuch 1990/91: „Das latent anstehende Thema des Baus einer Aula wird hinsichtlich dieser Zuwachsraten und der allerorten bekannten Dringlichkeit allmählich kurios.“ 

Geschickt nutzte dann Erhard Wüst den Besuch der Kultusministerin Dr. Marianne Schultz-Hector am BGB im Rahmen des 150-jährigen Schuljubiläums im März 1995, um öffentlichkeitswirksam beim offiziellen Empfang mit zahlreichen Gästen im Treppenhaus von Trakt I auf das Fehlen einer Aula hinzuweisen. In der Lokalpresse konnte man lesen: „An diesem regenverhangenen Vormittag gab es zunächst einmal einen Blumenstrauß in den bunten Farben des Frühlings für die Ministerin und dann erfreuten Chor und Orchester die Gäste mit einem musikalischen Willkommensgruß.“ Durch die räumliche Enge aufgrund der zahlreichen Gäste und der vielen Mitwirkenden wurde das Fehlen eines geeigneten schulischen Versammlungsorts offensichtlich. Die Grußwortredner schnitten das Thema Aula unwillkürlich an, was ebenfalls der Presse zu entnehmen war: „Zur brisanten räumlichen Situation an der Schule Stellung nehmend, bezeichnete die Politikerin die Erweiterung des Lehrerbereichs, die Renovierung mancher Fachräume und den Bau einer Aula als erforderlich. Sie räumte allerdings auch ein, daß [sic!] trotz Erhöhung der Mittel, für die Schulbauförderung die derzeitige finanzielle Lage kaum Handlungsspielräume lasse.“

Roland Grimm, der die Schulleitung 1995 übernahm, blieb am Thema „Räumliche Situation am BGB“ dran, das direkt in der ersten Elternbeiratssitzung breitgefächert diskutiert wurde. Die Stadt hatte für das Jahr 1996 Investitionen in den Trakt I (Anbau Lehrerzimmer und PC-Raum) zugesagt. Die Schulleitung sowie der Elternbeiratsvorsitzende Siegfried Schenk hofften, die Verantwortlichen der Stadt Buchen mittelfristig für die Planung einer Aula zu gewinnen. Erste Gedankenspiele waren in diesem Zusammenhang die Überbauung das Hofes zwischen Trakt I und III, der Abriss und Neubau von Trakt II oder der Bau einer Aula im Hof zwischen Trakt III und IV. Bürgermeister Frank wies bei der Einweihung des Lehrerzimmeranbaus 1997 allerdings darauf hin, dass aufgrund der begrenzten finanziellen Spielräume und anderer zentraler Projekte sich die Stadt den notwendigen Investitionen stelle, das bloß Wünschenswerte jedoch zurückgestellt werden müsse. Eine leichte Abhilfe für Vorträge und Versammlungen war schließlich durch die Möglichkeit der Nutzung des nahegelegenen Josef-Martin-Kraus-Saals geschaffen worden. 

Mit der Weiterentwicklung des BGB zur offenen Ganztagsschule unter Schulleiter Manfred Lauer ab 2004 wurde das Fehlen von pädagogisch wertvollen Aufenthaltsflächen und Gemeinschaftsbereichen wieder spürbar. Das Thema „Aula“ sollte in den Überlegungen mit Bürgermeister Dr. Brötel kein Tabu sein. Mit dem Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) flossen erhebliche Bundesmittel in die Schulen zur Verbesserung oder zum Ausbau des Ganztagsbereiches, was die Hoffnung auf eine Aula nährte. Die finanziellen Spielräume zwangen zur „kleinen Lösung“: Zwei Klassenzimmer des Traktes II wurden zum offenen Gemeinschaftsbereich und einer Cafeteria und dazu wurde eine Bibliothek angebaut, was der Schule erstmals überhaupt einen nennenswerten Aufenthaltsbereich bescherte.

Schulleiter Jochen Schwab legte der Stadt Buchen ein knappes Jahrzehnt später 2013 eine umfassende Liste über notwendige Sanierungsmaßnahmen in den naturwissenschaftlichen und musisch-künstlerischen Fachbereichen sowie in den Klassenzimmern vor. Durch den Sanierungsstau und die abermals steigenden Schülerzahlen wurde die Notwendigkeit eines umfassenden Eingriffs für die folgenden Jahre immer offensichtlicher. Als das Land 2017 erstmals Fördergelder für eine Sanierung in den Raum stellte, konnte über einen übergreifenden Ansatz aus Sanierung, Umbau und Neubau durch Bürgermeister Roland Burger eine umfassende Förderkulisse angestoßen werden. Damit wurde die Chance ergriffen, die zwingend notwendigen Maßnahmen in einem Gesamtkonzept anzugehen. Neben der dringenden Neugestaltung der Fach- und Klassenräume wird auch die Schaffung der Barrierefreiheit, die Infrastruktur zur Digitalisierung, die Modernisierung der Haustechnik und des Brandschutzkonzeptes und endlich der lang ersehnte Wunsch der Schule nach angemessenen Aufenthaltsflächen für Schülerinnen und Schüler in diesem Wurf nunmehr mitabdeckt. 

Der interessierten Öffentlichkeit wird am Samstag, 22. Juli 2023 bei einem Tag der offenen Tür die Möglichkeit geboten, die neu errichteten Fachräume im Nordflügel (ehem. die Trakte III und IV und der Verbindungsbau), den neu erbauten Südflügel (ehem. Trakt II) und das neue Atrium  – so wird die kleine Aula heißen – zu besichtigen. 

Text: BGB

Bilder: Archiv

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